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Lob Gottes mit Hindernissen .. Organist Gustav Müller aus Heustreu wird für langjährigen Einsatz mit viel Lob und Anerkennung geehrt

Am 27. November, dem Tag der Ewigen Anbetung, waren es auf den Tag genau 70 Jahre, dass Gustav „Gustl“ Müller seinen Dienst als Organist in der Pfarrgemeinde Heustreu antrat. Seither ist er tonangebend für den Gesang im Gottesdienst. Mit Händen und Füßen verkündet er auf seine Weise das Lob Gottes. 1952 hatte er bereits 4 Jahre Ausbildung an der Königin der Instrumente hinter sich. Sein Vater führte den 8-jährigen Jungen in die Kunst des Orgelspiels ein. Nach 2 Jahren nahm ihn der Heustreuer Organist Wendelin Müller in seine Obhut. Mit 13 Jahren übernahm der Oberstreuer Pfarrer, der Geistliche Rat Josef Stöger seine weitere Ausbildung. Da war Gustl schon als Organist aktiv. Während seines 4jährigen Studiums konnte er seine spielerischen Fähigkeiten im Kolpinghaus Würzburg unter Diözesanpräses Max Rössler weiter entwickeln. Den letzten Schliff erhielt er von Pater Hermann Illig (MSC), der Musik studiert hatte und einige Erweiterungen an der Heustreuer Orgel initiierte.
Doch gehen wir nochmals zurück in die 50er Jahre. Damals ging man mit elektrischer Energie nicht so großzügig um wie heute. Und als die Kirchenverwaltung spitz bekam, wieviel Strom das Gebläse der Orgel verbrauchte, da begrenzte sie die wöchentliche Übungszeit auf eine Stunde. Für mehr Übungsstunden hätte Vater Alban den Strom bezahlen müssen. Soviel zur Nachwuchsförderung in früheren Jahren. Apropos Nachwuchs: Gustl hat auch versucht, mehr als 10 Jugendliche für das Orgelspiel zu gewinnen. Mit unterschiedlichem Erfolg. Manche sind noch eifrig tätig, leider halt nicht mehr in Heustreu, weil sie wegzogen. Andere haben irgendwann festgestellt, dass Orgelspielen in aller Regel während eines Gottesdienstes zu festgelegten Zeiten in der Kirche stattfinden muss. Von da ab hielt sich ihre Spielfreude in sehr engen Grenzen.
Des Weiteren erinnert sich Gustl an eine Kuriosität Mitte der 50er Jahre. Nachdem der Pfarrer von der Kanzel herab seine Schäfchen rund gemacht hatte, schwieg die Orgel. Nicht aus Protest, sondern wegen akutem Mangel an elektrischer Power. Und das kam so: a) Die Frauen des Ortes besuchten die Frühmesse, damit sie rechtzeitig das Mittagessen zubereiten konnten. Und b) waren von Fa. Feder in Unsleben zwei Haushalte mit elektrischen Kochplatten ausgestattet worden. Daraus ergab sich c): Diese beiden Kochplatten und die Orgel, das war zu viel für die Sicherung in der Trafostation im Bahnweg, sie schaltete auf stur und den Strom für den ganzen Ort ab. Nun begann ein wichtiges Ritual: Der Dorfelektriker Benedikt Müller verlies in aller Ruhe seinen Stammplatz auf der Empore und ging gemessenen Schrittes zu besagter Trafostation. Dabei konnte er sich Zeit lassen, denn die überhitzte Sicherung musste erst mal abkühlen. Pünktlich zum Schlußgesang war die Orgel dann wieder einsatzfähig.
70 Jahre und 7 reguläre Priester (ohne die gelegentlichen Aushilfen und Gastpriester) hat Gustl erlebt. Und Priester haben, wie wir alle, so manchmal ihre Eigenheiten. Was dem einen sein Lieblingshit, ist dem anderen ein Graus und brutale, blutrünstige Lieder werden kurzerhand mit einem Aufführungsverbot belegt. Missfallen bei den Sangesfreudigen erregt es auch, wenn sie ein neues Gesangbuch benutzen, der Organist aber noch fröhlich mit dem alten Notenmaterial herumwerkelt. (Weil es noch kein Neues gibt.) Dann kann es geschehen, dass es zwischen Liedanzeiger und Lied gewisse Unstimmigkeiten gibt, was deutliche Unruhe im Kirchenschiff verursacht.
Weit über die Grenzen Heustreu hinaus wurde Gustav bekannt durch seine Auftritte in über 30 Wallfahrtskirchen, darunter Polen und Frankreich. Aber auch in Süddeutschland, in Berlin Kreuzberg und im Hunsrück. Das verdankt er der ausgiebigen Reisetätigkeit von Pfarrer Frank Mathiowetz. Aber was soll‘s – Orgel ist Orgel! Von wegen! Da kann ein uneingeweihter Gastspieler schon mal an der Frage scheitern „Wo ist denn der (g….verdammte) Einschalter?“
Aber auch die heimischen Instrumente in Pfarrkirche und Michaelskapelle haben ihre Tücken. Da klemmen Tasten und müssen nicht nur gedrückt sondern auch wieder hochgezogen werden. Dieses Missverhalten lässt sich mit Gummiringen etwas verbessern. Auch die Bekämpfung von unerwünschten Orgelbewohnern, sprich Holzwürmern, gehört zur Tätigkeit eines guten, engagierten Organisten.
Hochachtung verdient Gustls Einsatz bei Begräbnissen in früheren Jahren. Diese fanden in aller Regel am Nachmittag statt. Genau dann ging der Orgelspieler aber seinem eigentlichen Broterwerb nach. Beides miteinander zu vereinbaren war nicht immer leicht und gelegentlicher Ärger war unvermeidbar.
So bleibt festzuhalten: Gustav Müller hat jede seiner zahlreichen Ehrungen und Dankurkunden redlich verdient.

Text Helmut Köberlein


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